34. Siva
Zelina fing an, durch den Raum zu rennen.
„Zelina, was tust du da?“ schrie Patch entsetzt, aber Zelina hielt nicht an.
Einen Augenblick später raste er ihr hinterher, in der Absicht, sie abzufangen, bevor sie die großen Käfige erreichte. Aber zu Patchs Überraschung konnte sie viel schneller rennen als er. Als er sie einholte, stand sie vor dem Käfig mit dem gewaltigen Katzending, welches jämmerlich zusammengerollt auf dem Boden lag.
„Wer bist du?“ fragte Zelina. „Was bist du?“
„Mein Name ist Siva,“ kam die Antwort, „und ich bin Tiger. Wer bist du?“
„Mein Name ist Zelina.“
Patch, der sich ein Stück hinter ihr aufhielt, begrüßte ihr diplomatisches Weglassen der ‚Königin Aller Katzen’. Es erschien nicht richtig, einem Furcht einflößenden Katzending, welches so groß war, dass es einen Menschen fressen konnte, zu unterstellen, dass es auf irgendeine Weise sozial niedriger gestellt war. Sogar wenn es in einem Käfig war, welcher aus Metallstäben mit der Größe von Ästen bestand und der mit mehreren Vorrichtungen, welche sehr viel größer und stabiler waren als jene, die Patch und Zelina eingesperrt gehalten hatten, verriegelt war.
„Ich flehe euch an, eine Nachricht von mir zu überbringen,“ sagte Siva. „Ich flehe euch an, meinen Menschenbruder zu finden und ihm eine Glaskugel zu bringen. Das wird ihm zeigen, dass ich am Leben bin.“
Patch war über diesen außergewöhnlichen Wunsch erstaunt, aber Zelina schien locker damit umzugehen. „Wo können wir deinen Menschenbruder finden?“ fragte sie.
„Alles was ich weiß, ist, dass er unter Tieren sein wird, da er ein bedeutender Kabooti-Mann ist.“
„Ein bedeutender was?“ fragte Zelina.
Das Wort rief in Patch eine Erinnerung wach. „Hattest du zuvor schon eine Taube darum gebeten, ihn zu finden?“
Siva wand seinen Blick Patch zu und Patch erzitterte unter seiner Stärke und Intensität. „Ja,“ sagte der Tiger. Von Zeit zu Zeit verirren sich Tauben hierher und ich beauftrage sie mit meiner Mission. Ich habe vor langer Zeit in dem Dschungel, in dem ich aufgewachsen bin gelernt, die Vogelsprache zu sprechen. Aber ich fürchte, sie vergessen meine Worte, sobald sie den Himmel wieder finden.“
„Ich glaube, ich habe deinen Menschenbruder im Königreich des Wahnsinns gesehen,“ sagte Patch. „Ist seine Haut dunkel? Folgen ihm Taubenschwärme?“
Siva sprang auf seine Beine, fauchte vor Aufregung und Patch schreckte zusammen.
„Ja!“ sagte Siva. „Ja, das ist er! Du musst ihn wieder finden! Du musst ihm eine Glaskugel bringen!“
Patch sagte: „Ich kann nicht zurück ins Königreich des Wahnsinns gehen. Ich muss nach Hause gehen. Es tut mir leid.“
„Bitte. Bitte kleines Eichhörnchen. Ich flehe dich an. Bitte.“
Nach einem langen Augenblick schluckte Patch und sagte: „Falls ich kann, werde ich versuchen, einen Vogel deine Nachricht überbringen zu lassen nachdem ich nach Hause zurückgekehrt bin. Das ist alles, was ich dir sagen kann. Ich werde es versuchen.“
Nach einem langen Augenblick sagte Siva: „Dankeschön, kleines Eichhörnchen. Deine Worte geben mir Hoffnung. Ich bin so lange an diesem Ort der Käfige und des Tötens gewesen, dass selbst Hoffnung ein unschätzbares Geschenk ist. Bitte denke daran, kleines Eichhörnchen. Bitte denke daran und mache das, was du gesagt hast, dass du tun wirst.“
„Ich werde es versuchen,“ sagte Patch erneut.
Er war erleichtert, als sie schließlich den Tiger in seinem Käfig zurückließen, sich wieder Talis und den befreiten Eichhörnchen anschlossen und begannen, nach einem Weg heraus aus dem Berg zu suchen.
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