A children's book for adults by Jon Evans
Aus dem amerikanischen Englisch von Sven Räbiger

6. August 2007

22. Das Boot

Der Weg hinein ins Boot war schwierig. Es war nicht weit und Glaw flog einfach hin, aber zwischen der Brücke und dem Boot befand sich ein großes, dichtes Dickicht aus Büschen und Sträuchern, wie Patch noch nie zuvor eines gesehen hatte. Es gab keine Luftstraße, er konnte nicht auf seine dornigen Äste klettern, sondern musste zwischen seinen Strünken hindurch rennen. Die Büsche sogen soviel des Sonnenlichts auf, dass der Boden unter ihnen fast völlig im Dunkeln lag. Patch fühlte sich wie eine Ratte in einem unterirdischen Bau. Er musste sich anhand der Umrisse am Boden zurechtfinden und als er schließlich auf der anderen Seite des Dickichts heraustrat, hatten sowohl Glaw als auch Daffa seine Suche satt (oder sie vergessen) und waren davongeflogen.

Aber er sah das Boot. Tatsächlich sah er sogar viele von ihnen. Menschen hatten hunderte tote Bäume zu etwas wie einem sehr großen, flachen Holzklotz zusammengezurrt, der vom Land aus in das Große Wasser hinausragte, und an diesen Holzklotz waren ein Dutzend Boote angeleint. Als Patch sich näherte, roch es nach Fisch, aber es gab weder Menschen noch irgendwelche Tiere in Sichtweite außer den Möwen hoch oben und ein paar Fröschen. Patch hätte die Frösche gerne darüber ausgefragt, welches Boot denn das Beste war, aber er sprach kein Amphibisch.

Ein rostiger Drahtzaum umgab den mit Kieselsteinen bedeckten Bereich, von dem aus der Holzklotz mit den Booten wegführte. Patch kletterte ihn mit Leichtigkeit hinauf und wieder hinunter, obwohl er aufpassen musste, während er die mit Stacheln versehenen, dornigen Drahtsträhnen, welche oben auf dem Zaun entlang führten, überquerte. Die Luft bei dem Boot-Klotz roch nach Fisch und salzigem Wasser. Patch rannte ihn entlang und hielt bei jedem Boot der Reihe nach an. Sie alle hatten die Größe eines etwas kleineren Baumes. Jedes von ihnen roch widerlich und war voll gestopft mit einem Durcheinander aus Menschensachen. Eines jedoch roch stärker nach Fisch als die anderen. Patch beschloss, dass dies das Beste von ihnen war.

Das Boot schaukelte auf dem Wasser hin und her, es bewegte sich unberechenbar und Patchs Sprung hinein wäre beinahe schief gegangen. Er stellte sich senkrecht auf und suchte nach einem Ort, um sich zu verstecken. An beiden Seiten des Bootes liefen nahe am Boden röhrenförmige Höhlkörper längs. Nahe dem Bug des Bootes verschwanden sie in seiner Innenwand, Stellen, welche beinahe Kobel waren. Diese Orte schienen ein perfektes Versteck zu sein – bis auf den garstigen, öligen Gestank, welcher ihn an Todesmaschinen erinnerte.

Patch wartete eine lange Zeit in diesem Boot. Er konnte sich nicht an sein unaufhörliches Zittern und Geschaukel gewöhnen oder an die Art und Weise, wie es manchmal gegen den Boot-Klotz, an den es angeleint war, stieß. Es war wie ein Erdbeben, das nicht aufhörte und Patch wollte zurück auf den Boot-Klotz hinaussteigen, oder besser noch, zurück an Land, obwohl dies sein einziger Weg zurück nach Hause war. Er war kurz davor, aufzugeben und das Boot zu verlassen, als er das Fauchen einer sich nähernden Todesmaschine hörte.

Nachdem die Todesmaschine verstummt war, trampelten menschliche Schritte zusammen mit dem klickenden Geräusch von etwas anderem den Boot-Klotz entlang. Patch wartete ängstlich. Er hätte beinahe losgeschrieen, als das Boot plötzlich kippte und dann heftig zu schaukeln begann, während die Menschen einstiegen. Auf einmal fragte er sich, was er da tat, sich in diesem grausamen und furchtbar gefährlichen, menschengemachten Ding zu verstecken. Hatte jemals zuvor ein Eichhörnchen etwas so Verrücktes und Dummes getan? Hatten die Nahrung und das Wasser des Königreichs des Wahnsinns ihn auch infiziert? Es wäre viel besser gewesen, auf der Insel zu bleiben.

Patch roch einen Hauch von zwei neuen Düften neben Salz, Fisch und Todesmaschinen. Der erste war der eines Menschen. Aber der zweite lies ihn vor Schreck weiche Knie bekommen. Es war der Duft eines Hundes. Das klickende Geräusch, welches er näher kommen gehört hatte, waren Hundepfoten gewesen. Da war ein Hund auf dem Boot.

Ein gewaltiges, rasselndes Knurren begann überall um Patch herum und das ganze Boot begann zu wackeln. Patchs Zähne begannen zu klappern; er wusste nicht, ob vor lauter Furcht oder wegen des andauernden, markerschütternden Gewackels. Dann nahm er eine Bewegung war. Sie bewegten sich hinaus auf die Großen Wasser und sie bewegten sich schneller, als Patch sich je zuvor bewegt hatte, außer vielleicht beim Fallen. Das Boot fing an, abgehackt auf und ab zu hüpfen und lies Patchs Kopf schmerzhaft gegen die Decke des Hohlraums, in dem er sich versteckte, stoßen. Patch rollte sich zu einem Ball ein, schloss die Augen und zitterte vor Angst.

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Jon Evans is the award-winning author of the thrillers Invisible Armies, Dark Places (aka Trail of the Dead), and The Blood Price. See his web site rezendi.com.

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